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5 Punkte von geigenzart: Das Wort "kadrierte" ist eine Neuschöpfung. Ich habe es in keinem Nachschlagewerk finden können. Vielleicht meinte man "karikierte" oder "tradierte."?!? So brüllend komisch finde ich den Film nicht. Komisch im Sinne von "seltsam" auf jeden Fall, wenn ich mir das ganze überdimensionierte Brimborium anschaue, daß in dem Wallfahrtsort Lourdes ausgewachsen ist wie ein Krebsgeschwür. All der christliche Wahnsinn um Glaube und Heilung und Heiligkeit, der obendrein Heerscharen von Menschen anzieht. Im Zentrum der Geschichte sitzt die junge Frau im Rollstuhl, hervorragend gespielt von Sylvie Testud. Eine stille hilflos der Prozedur der Wallfahrt ausgesetzte Figur, gelähmt durch MS, aber voller innerer Verzweiflung, Energie, unerfüllter Bedürfnisse und Wünsche, gleichzeitig liebenswürdig, beinahe zuckrig süß. Um sie herum schwirren all die bigotten Frömmler und Möchtegernweltenerlöser, in einer Skala von bösartigen Neidern bis hin zu egoistischen Gernehelfern. Dieses Setting machte den Film zusehends beklemmend für mich, je mehr sich dann herauskristallisiert, daß die Rollstuhlfrau nur solange geduldet und erlitten wird wie sie hilflos ist und als Spiegel für den Narzißmus der anderen dient. Sobald sie aus ihrer Opferrolle herausfällt, brodeln all die menschlichen Bösartigkeiten hervor, die in jedem Stecken: Neid, Mißgunst, Eifersucht... und machen den Ort noch häßlicher als er eh schon ist. Sehenswertes Psychogramm, brüllend genau.
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